Komorbiditäten bei adhs

Verschleppt und Verdeckt: Komorbiditäten bei ADHS und Autismus

 

Obwohl es ADHS und Autismus schon vor 30 Jahren gab und viele Kinder (unter anderem ich) meines Jahrgangs mit ADHS diagnostiziert wurden, sind die Erkenntnisse dass es ADHS oder Autismus  Spektrumstörungen auch noch im Erwachsenenalter gibt, anscheinend noch nicht weit verbreitet. Nicht wenige Betroffene leiden deswegen an Komorbiditäten bei oder spätdiagnostizierter ADHS, welche oft unentdeckt bleibt, sofern diese überhaupt in Betracht gezogen wird. Solange ein Psychiater Depressionen, Angst- und Persönlichkeitsstörungen oder Psychosen diagnostizieren kann, muss er sich ja auch nicht die Mühe machen und die Ursache dahinter erforschen. Für viele Betroffene ein Schlag ins Gesicht.

Faktor (In-)kompetenz: Wie Komorbiditäten entstehen

Die Unwissenheit mancher Psychiater und Psychotherapeuten steht in meiner Praxis Schlange. Wenn Patienten 5 Jahre oder länger in Therapie sind und immer noch nicht am Kern angekommen sind, so scheint es, kann man als Arzt oder Psychologe immer noch behaupten, dass der Patient nicht mitarbeitet, dass der Patient uneinsichtig ist oder dass das richtige Medikament noch nicht gefunden wurde. Dass dahinter möglicherweise jedoch eine falsche Diagnose hinter steckt und die diagnostizierte Erkrankung die Ursache verdeckt, wird nur äußerst selten angenommen: Vor allem wenn ein gut ausgebildeter Heilpraktiker mit eigener Erfahrung die Diagnose ADHS stellt, oder sich der Betroffene bei ausreichendem Interesse konzentrieren kann, dann muss ein Irrtum vorliegen.

Bei den Autismus Komorbiditäten reicht es schon, wenn als Kind keine Einlagen getragen wurden, die Sprache normal entwickelt ist oder jemand normal begabt ist und damit nicht auf einer Förderschule war, dass die Autismus Spektrumstörung lange unbehandelt bleibt.

Zugegeben (Vorsicht Ironie): Ich habe keine 6 Jahre Medizinstudium, jedoch leide ich schon seit meiner Kindheit an meiner Neurodivergenz bei gleichzeitiger Unwissenheit mancher schlecht informierter menschlicher (In-) Kompetenz. Ich möchte hier nur ungern manchem Gott in weiß etwas unterstellen, doch bleibt mir bei dem, was mir in meinem Praxisalltag begegnet kaum eine andere Wahl.

Autismus vs. Narzissmus

Als ich 2003 das erste Mal in der Psychiatrie dann war, nachdem ich einen Meltdown aufgrund massiver Überforderung hatte und mir gekündigt wurde, bekam ich fälschlicherweise zuerst die Schizophrenie diagnostiziert, später dann eine Borderline Störung mit narzisstischen Zügen. Ich bekam Neuroleptika verordnet, die extrapyramidale Nebenwirkungen verursachten auf mein schon damals schon schlecht reguliertes Nervensystem. Erst als sich der Kinder- und Jugendpsychiater einschaltete, der meine ADHS diagnostizierte, lenkte die Klinik ein, entließ mich jedoch mit der Aussage: Man könne mir nicht helfen, wenn ich die Diagnose Schizophrenie oder Borderline samt Medikation (Sie wollten dass ich Ciatyl nehme) ablehne. Schizophrenie und Borderline sind jedoch die häufigsten Fehldiagnosen, wenn eine ADHS vorliegt oder ein Asperger Autismus, welcher nicht behandelt wurde.

Nach diesem Ereignis wollte ich weder Borderline haben noch ADHS. Ich hatte keine Lust auf Stigmatisierung wegen falschen Diagnosen. Und so lief ich 18 Jahre weitestgehend ohne Medikamente herum, während ich Depressionen entwickelte, Angststörungen oder soziale Phobien. 2018 schrieb ich ein Buch über Narzissmus, den Shitstsorm den ich daraufhin erhielt, wünsche ich keinem. Als Mobbingerfahrener war mir das teilweise asoziale Verhalten mancher Menschen, jedoch nicht allzu fremd. „Wenn man einen Doofen wie mich hat, braucht man sich nicht zu reflektieren“.

Leider sieht das manche (In-)Kompetenz anders.

So schreibt Astrid Neuy-Lobkowicz, Leiterin des ADHS Zentrum München: „Schizophrenie und Narzissmus aber will niemand haben. In 8000 Therapieanträgen gab es nur dreimal die narzisstische Persönlichkeitsstörung. Wenn man sich umguckt, weiß man aber, dass die Menschen heute sehr narzisstisch und auf sich bezogen sind. Das wollen Patienten aber nicht mehr. Die wollen was anderes bestätigt haben. Heute heißt es schnell „Ich bin Autist“. Das ist aber symbolisch mit Narzissmus vergleichbar, weil man um sich selbst kreist“.

Irponie Off

 

Meine Komorbiditäten und mein Leid dahinter

Ich bin 10 Jahre lang, als Narzisst diagnostiziert, rumgelaufen, ehe ich vor kurzem meine Asperger Diagnose erhalten habe. In der neuen ICD-11 wurde die Narzissmus-Kategorie jedoch gestrichen. Aufgepasst liebe Liebhaber von Mehrfachkomorbiditäten:  Narzissmus ist raus, Autismus dagegen ist drin genauso wie ADHS für Erwachsene. Eine Fehldiagnose führt auch zu Traumafolgen. Ein Schelm der böses behauptet. Frau Lobkowicz hat sich jahrelang mit ADHS befasst, schreibt Fachbücher und hält Vorträge ist aber nicht mehr unumstritten. Mit Autismus scheint sie sich nicht auszukennen. Möglicherweise erlaubt ihr eigener Narzissmus es ihr nicht.

Ich hatte als Kind Sprachstörungen, ich habe gelispelt, ich führte ständig Selbstgespräche, dissoziierte mich bei Stress in Traumwelten und konnte bereits mit 6 so gut rechnen wie ein Taschenrechner. Ich war schon in der Grundschule zappelig und anders als alle anderen, bekam jedoch erst mit 11 Jahren meine ADHS diagnostiziert. Dass Ritalin nicht die Lösung ist, war mir zwar auch recht schnell klar, denn der Rebound verursachte mehr Nebenwirkung, als dass der Effekt von 3-4 Stunden konzentriertem Lernen mir einen Nutzen brachte. Jedoch gab es damals nichts Besseres.

So setze ich die Medikamente im Alter von 19 Jahren, kurz nach meinem Psychiatrieaufenthalt wieder ab und sammelte Traumafolgestörungen in Folge diverser Verdachts- bzw. Fehldiagnosen.

Ein Narzisst kreist um sich, ein Autist hat einfach nur (andere) Spezialinteressen

Erst als ich 2022 wieder Medikinet einnahm, wurde es besser. Ich hatte zwar bis dahin beruflich viel eingebüßt, bestand jedoch im zweiten Anlauf die Heilpraktikerprüfung. Kurz darauf wechselte ich zu Elvanse, seit 2021 das Mittel der Wahl:  Nachdem ich zahlreiche Ausbildungen in Coaching & Therapie absolvierte und mich zum Schematherapeuten und EMDR-Traumatherapeuten ausbilden ließ, absolvierte ich die akkreditierten Ausbildungen in ADHS und Autismus Diagnostik und Therapie um anderen Betroffenen helfen zu können, damit diese nicht in der Narzissmus- Schublade enden.

Für mich hat sich damit ein Kreis geschlossen. Im Asperger Autismus fühle ich mich endlich gesehen. Die vor über 20 Jahren diagnostizierte Schizophrenie, brachte mir nur Nebenwirkungen ein und die angeblichen Symptome, die man mir andichtete, verschlimmerten sich. Einem Narzissten geht es nur um sich. Mir geht es darum möglichst keine Fehler zu machen und anderen Menschen zu helfen. Dass ich dabei nicht zuerst an mich denke, wird mir von der Gesellschaft jedoch nur zu selten gedankt. Mein Körper dankt es mir jedoch mit einem Burnout. So gesehen sammelte ich erst Diagnosen, bevor ich Ausbildungen und Zertifikate erwarb um mich im Grunde genommen selbst zu therapieren.

Komorbiditäten bei ADHS

Die Borderlinestörung gillt als häufigste Folgediagnose von unbehandelter ADHS, sie ist gleichzeitig aber auch die häufigste Fehldiagnose bei nicht erkannter ADHS. Die Emotionale Dysregulation kann leider nicht mit Achtsamkeit behandelt werden, denn Achtsamkeit ist eine Haltung, die ein ADHSler jedoch niemals erreichen kann, weil er die Aufmerksamkeit ohne seine Neurotransmitter wie Noadrenalin oder Dopamin halten kann. Gibt man einem Borderliner jedoch Stimulanzien, so kann er sich im wahrsten Sinne des Wortes abreagieren, statt seine überschüssige Energie am falschen Objekt auszuagieren. Die richtige Diagnose kann Beziehungen retten. 

Fluktierende diffuse Ängste, entweder als generalisierte Angststörung klassifiziert oder als Hochsensibilität selbst diagnostiziert, können mit Hilfe der richtigen Medikation massiv reduziert werden. Der Betroffene kann sich wieder fokussieren und muss dann auch kein Cannabis mehr konsumieren um seinen inneren Frieden zu finden. Auch muss er sich nicht mehr übermäßig anpassen, sondern kann die anderen so sein lassen. Das sogenannte People Pleasing (bzw. die Co-Abhängigkeit) wird damit obsolet.

Und zum Schluss bekommt der sich übermäßig anstrengende ADHS Betroffene auch seinen verdienten Lohn, statt zu denken, dass er ein Versager ist. Er schöpft neue Lebenskraft, durch den Rückgang seiner aufgestauten inneren Aggression, welche auch oft als Depression in Erscheinung tritt. 43% aller ADHS Betroffenen entwickeln eine Depression. 31% aller mit Depression diagnostizierten haben jedoch eine verdeckte ADHS. Herzlich Willkommen lieber Diagnostiker im Komorbiditätenkabinett.

Komorbiditäten bei Autismus

Jemand mit repeptiven umschriebenen Entwicklungsstörungen, entwickelt häufig eine umständlich anmutende Sprache. Manch einer wird nicht verstanden. Andersherum verstehen Autisten selten die Welt von Neurotypischen Menschen. Gleichsam auffällig ist der Drang sich mitzuteilen, was dann oft mittels verschachteltem Satzbau geschieht.  Die Schizophrenie wird dann oft als Erklärung verwendet. Der durchaus begabte Autist bekommt dann leider keine Förderung. Sein Leid nimmt kein Ende. Jedoch sammeln sich weitere Komorbiditäten an, bei denen die verordnete Medikation, welch Wunder oftmals nicht wirkt.

Auch die körperlichen Wehwehchen, Autoimmunerkrankungen oder Psychosomatosen lassen sich gut erklären. Die geistige, seelische und körperliche Gesundheit hängen eng miteinander zusammen. Dafür muss jedoch die Ursache dahinter erkannt werden. Reine Symptombekämpfung wie sie in vielen Psychiatrien noch angewendet wird, reicht leider nicht aus. So findet das innere Kind jedoch niemals ein Zuhause ohne Graus, landet jedoch erschöpft im (autistischen) Burnout.

Autisten neigen dazu sich zu überfordern. Aus dem Wunsch dazu gehören, maskieren wir, kompensieren wir und überfordern damit unser von Geburt an bereits angespanntes Nervensystem. Der Overload ist unser treuester Begleiter. Wenn uns etwas zuviel wird, kommt es zum Shutdown (Erstarrung) oder Meltdown (Emotionaler Durchbruch). Irgendwie müssen wir uns abreagieren, sofern wir nicht geübt darin sind, rechtzeitig zu erkennen, wann es genug ist. Wir durften oft schon als Kind nicht auf unsere ureigenen Grenzen hören. Unser Umfeld hat uns früh gezwungen, es den anderen nachzumachen, statt unseren eigenen Weg zu finden. Genauso fühlen sich Menschen die nicht hören können, oder von Geburt an blind sind. Nur dass sie es lernen dürfen, weil man ihnen ihre Einschränkung ansieht.

autismus und adhs

Digitale Komorbitäten vs. Doktor Google

Die Verlockung sich selbst oder andere fernzudiagnostizieren ist dank der Erfindung von Larry Page gewachsen. Mark Zuckerberg und sein Facebook-Algorythmus sorgen dafür, dass Menschen plötzlich in der Lage waren, küchenpsychologisch jeden der außerhalb ihrer Norm agierte fernzudiagnostizieren. Auf einmal gab es Opfer von Narzissten, und Co- Abhängige Hochempathen, die ihre eigne Harmoniesucht als Vitamincocktail anpreisten, den der verdeckte verdeckte Autist jedoch nicht trinken wollte, weil die Konsistenz für ihn nicht stimmte. Gekränkt von der autonomen Haltung, reagierten viele „Opfer“ mit Spaltung, indem sie anfingen in schwarz oder weiß zu unterteilen.

Statt bei sich zu schauen und den anderen so sein zu lassen, fingen sie an mit Shitstorm oder Hetze, ohne Erbarmen für den Armen. Ihr Leid hatte plötzlich einen Namen. Opfer von emotionalem Missbrauch. Obwohl, diesen gibt es auch. Insbesondere wenn Eltern ihren eigenen Autismus oder ihr eigenes ADHS verkennen, und stattdessen bei der kleinsten Auffälligkeit ihrer Kinder, zum Kinderarzt rennen. Dann ist nämlich plötzlich das Kind das Problem, weil es uns zwingt in den Spiegel zu sehen. Es ist höchst unangenehm zu erkennen, dass man nur selbst das Problem lösen kann, indem man die für sich richtigen Schlüsse zieht.

Oder man rennt eben weiter zu Doktor Google und benennt Digitale Komobitäten, für manchen sicherlich besser, als die vom Arzt verordneten Stressdiäten. Dreimal darfst du jetzt übrigens  raten, wer diesen letzten Unterpunkt geschrieben hat: Mein innerer ADHS´ler oder mein innerer Autist.

Für alle Freunde von Komorbitäten

Ich bin nur Heilpraktiker. Ich habe keine 6 Jahre studiert. Ich habe aber eine Prüfung abgelegt und wurde vom Gesundheitsamt und Ordnungsamt zum Therapeuten mit Heilerlaubnis benannt. Es steht im Heilpraktikergesetz und auch in den S3- Richtlinien dass wir diagnostizieren dürfen. Wir dürfen jedoch keine Medikamente verschreiben.

Deswegen brauchen wir Psychiater und Neurologen die Ahnung von ADHS und Autismus haben, die unsere Diagnostik anerkennen. Die einzige Fähigkeit die dafür benötigt wird ist: Lesen können. Denn Lesen macht schlau. Alternativ behandelt man eben die falsch diagnostizierte Schizophrenie weiter, mit Medikamenten die absolut niemandem helfen, nichtmal der Pharmaindustrie.

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