FAQ: Leitliniengerechte Diagnostik

Leitliniengerechte ADHS -bedeutet, dass neben Testverfahren mit den Goldstandards (HASE, KATE, CAARS, Diva-5 sowie IKP und SCL-90)  auch generell die Grundschulzeugnisse sowie Fremdbeurteilungen durch Angehörige oder Freunde mit einfließen, ebenso wie eine fundierte biografische Anamnese mit umfangreicher Differenzialdiagnostik. 

Richtig ist, dass bei ADHS immer ein Arzt mit entsprechendem Fachwissen (es muss kein Psychiater sein) die körperliche Untersuchung durchführen muss und anschließend einen Blick auf den Diagnostikbefund werfen muss, um anschließend das richtige Medikament zu wählen. 

Leider haben in Deutschland gerade mal 10% aller Ärzte das nötige Fachwissen. Und gerade mal 20% aller Ärzte und Therapeuten glauben an ADHS oder Autismus und stellen entsprechende Verdachtsdiagnosen. 

FAQ zur Diagnostik allgemein

Viele Betroffene fragen sich ob wir Heilpraktiker für Psychotherapie diagnostizieren dürfen. Insbesondere wird oft danach gefragt ob unsere Diagnose überhaupt anerkannt wird.

Insbesondere im Bereich ADHS und Autismus Diagnostik stellen viele Betroffene sich häufiger die Frage ob eine Diagnose durch einen Heilpraktiker überhaupt etwas wert ist. Möglicherweise hast du dich das sogar ebenso gefragt. Diese FAQ zur Diagnostik allgemein, soll dir helfen deine Zweifel diesbezüglich zu zerstreuen.

Aufgepasst liebe Ärzte: Ihr seid ebenfalls gemeint.

Ich habe zwei Fachausbildungen in ADHS Diagnostik, welche von der Psychotherapeutenkammer und den Ärztekammern anerkannt sind, als Fortbildungen mit entsprechenden Punkten. Beide Ausbildungsinstitute (Nicolai Semmler, Hogrefe Testzentrale) sind anerkannt, weil es die einzigen beiden in Deutschland sind, welche diese Ausbildung anbieten. Darüber bin ich selbst Audihslér, d.h. ADHS- und Autismusbetroffener in einem. 

Zusätzlich habe ich eine Fachausbildung in Autismus Diagnostik, welche ebenfalls anerkannt ist und mich in die Lage versetzt Autismus-Diagnostik  anzubieten und Befundberichte zu schreiben. 

Darüber hinaus steht in den S3- Leitlinien zur Diagnostik dass jeder, der über eine heilkundliche Erlaubnis verfügt, eine Diagnose stellen darf. Selbst Zahnärzte, Hals- Nasen- Ohren Ärzte und vor allem Hausärzte dürften mit entsprechender Weiterbildung eine ADHS- Diagnose stellen und sogar zusätzlich Medikamente verordnen. 

Die Gesetzeslage zur Diagnostik ist eindeutig

(1) Wer die Heilkunde, ohne als Arzt bestallt zu sein, ausüben will, bedarf dazu der Erlaubnis.
 
(2) Ausübung der Heilkunde im Sinne dieses Gesetzes ist jede berufs- oder gewerbsmäßig vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Krankheiten, Leiden oder Körperschäden bei Menschen, auch wenn sie im Dienste von anderen ausgeübt wird.
 
(3) Wer die Heilkunde bisher berufsmäßig ausgeübt hat und weiterhin ausüben will, erhält die Erlaubnis nach Maßgabe der Durchführungsbestimmungen; er führt die Berufsbezeichnung „Heilpraktiker“.
 
(Heilpraktikergesetz in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 2122-2, veröffentlichten bereinigten Fassung, das zuletzt durch Artikel 17e des Gesetzes vom 23. Dezember 2016 (BGBl. I S. 3191) geändert worden ist)

Entscheidend ist nicht wer die Diagnostik durchführt. Entscheidend ist, dass sie wissenschaftlichen Standards standhält, validierbar ist und am entscheidensten ist ob der Arzt ADHS oder Autismus als Diagnose anerkennt. Willkommen im 21. Jahrhundert.  

Ich habe zum Glück zwei Kooperationspartner in Bremen und Niedersachsen und einen in Hamburg, welche im Zweifel die ADHS Diagnose anerkennen und auch Medikamente verschreiben. 

FAQ: Erlaubnis zur Heilkunde 

Der naturheilkundliche Heilpraktiker und der Heilpraktiker für Psychotherapie oder Physiotherapie bedarf einer schriftlichen und mündlichen Prüfung, welche von den Gesundheitsämtern vorgenommen wird.

Die entgültige Erlaubnis erteilt schließlich das Ordnungsamt der jeweiligen Stadt auf Empfehlung des Gesundheitsamtes. Die Abteilung des Ordnungsamtes nennt sich Übrigens: Referat 13 – Gefahrenabwehr. 

In der Prüfung wird vor allem kontrolliert ob man verantwortungsbewusst mit Menschen umgehen kann und ob man in der Lage ist eine psychische Erkrankung zu erkennen, zu diagnosizieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Das Prüfungsteam besteht in der Regel aus einem Arzt (entweder Facharzt für Psychiatrie und Neurologie oder Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie) einer Mitarbeiterin vom Gesundheitsamt (in der Regel jemand mit Sozialpädagogik oder Psychologiestudium) und einem Heilpraktiker bzw. einer Heilpraktikerin.

In Bremen zum Beispiel ist ein Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, eine praktizierende Psychologin und eine Leiterin einer Heilpraktikerschule im Prüfungskomitee. 

Hier in Bremen wird vor allem geprüft ob man die Symptome anhand von Beschreibungen erkennen kann. Das heißt es geht auch darum zu erkennen, wo die Grenzen liegen. Als Heilpraktiker für Psychotherapie darfst du keine Medikamente verschreiben und darfst keine Psychosen oder Paranoide Schizophrenien behandeln.  

Es wird zudem erwartet sich in den Patienten einzufühlen und auf Grundlage eines Anamnesegesprächs eine Diagnose zu stellen, die dann mit entsprechenden psychologischen Tests ggf. bestätigt oder ausgeschlossen wird. In meiner Prüfung waren die Schwerpunkte, Posttraumatische Belastungsstörung, Anpassungsstörung, Suchterkrankungen und die narzisstische Persönlichkeitsstörung. Zudem wurde ich gebeten die Klientenzentrierte Gesprächstherapie und EMDR näher zu erläutern. 

FAQ: Ausbildungsstandards für Heilkundler

In der Tat muss auch ich feststellen, dass viele Heilpraktiker für Psychotherapie sehr schlecht ausgebildet sind. Leider trifft das aber auch auf manche Psychologen und Psychiater zu. Insbesondere im Bereich Traumatherapie und systemischer Familientherapie gibt es meines Erachtens einen eklatanten Mangel. 

Einerseits kennen sich viele Menschen, die sich Traumatherapeut nernnen nicht wirklich gut aus und können eine Traumafolgestörung und eine Borderlinestörung nicht von einer ADHS differenzieren. Andererseits scheint es nicht merkwürdig genug erscheinen, wenn ein Patient oder eine Patientin nach 2 Jahren Therapie immer noch die gleichen Symptome zeigt, oder wenn Antidepressiva nicht die Wirkung zeigen. 

Für Betroffene mit ADHS oder Autismusspektrumstörung ist es unbefriedigend und es fühlt sich wie ein „Versagen“ an wenn ein Körpertherapeut mit ihnen Selbstregulationsübungen macht, sie dies aber nicht hinbekommen oder nur unter großer Anstrengung. Das Unempathische „Entspannen sie sich doch mal“ klingt hier wie Spott und Hohn. 

Genauso sind Hausaufgaben auf Papier eine Zumutung, da diese an die Schule erinnern. Verhaltenstherapie bei ADHS ist also nur mittelmäßig wirksam. 

Ich persönlich finde das unverantwortlich und regelmäßig treffe ich auf Patienten deren Leid seit Jahren mit Depression und Faulheit beschrieben wird. 

Das Hauptproblem ist das alte ICD-10 in dem ADHS und Autismus noch den Störungen im Kindes- und Jugendalter zugeordnet werden. In der neuen ICD-11 hat sich das verändert. Im DSM-5 wird ADHS im Erwachsenenalter schon anerkannt. 

In Deutschland gibt es zwei Insitute die in ADHS und Autismus- Diagnostik eine fundierte Ausbildung anbieten. Zum einen ist es die Testzentrale vom Hogrefe in Göttingen, zum anderen ist es Nicolai Semmler von ADHS-Erwachsene-Net

FAQ: Faktencheck

ADHS Diagnostik ist kein Hexenwerk, sondern ein Handwerk. Zwar ist die Diagnostik relativ aufwendig, weil soviele verschiedene Parameter beachtet werden müssen. Jedoch gibt es dank Hogrefe auch die Möglichkeit die Testungen online durchzuführen. Das spart Zeit und kostet nur die Hälfte von den Pencil & Paper Tests. 

Differenzdialdiagnostik ist unabdingbar. Eine unbehandelte ADHS im Kindesalter hat als Erwachsener häufig weitreichende Folgen. Leitliniengerecht sind wir also dazu verpflichtet auch auf eine Borderlinestörung zu testen, ebenso die komplexe-Posttraumatische Belastungsstörung wird symptomatisch abgefragt. Abgerundet wird das ganze durch ein ICD-F Screening mit Fragen zu allgemeinen psychopathologischen Symptomen. 

FAQ: Wartezeiten vs. Kosten

Als Heilpraktiker für Psychotherapie rechne ich nicht mit den gesetzlichen Krankenkassen ab. Es gibt Überlegungen vom Bund den Heilpraktikerberuf zu reformieren, so dass eine teilweise Anerkennung der Kassen stattfinden könnte. Jedoch malen die Mühlen in Deutschland nach wie vor langsam. Der Gesetzesentwurf wurde 2021 auf den Weg gebracht. 

Wir haben im medizinischen Bereich einen Fachkräftemangel, d.h. es fehlen Ärzte, es fehlen Pflegekräfte, es fehlen medizinische Fachangestellte, es fehlen auch Psychologen und es fehlen Kassenplätze. Die Wartezeit auf einen von der Kasse finanzierten Diagnostiktermin beträgt im Schnitt 2 Jahre. Und dann brauchst du auch noch Glück bei der Suche nach einem Facharzt der die Diagnose anerkennt und dir die entsprechenden Medikamente verschreibt. 

Heutzutage lohnt es sich nicht mehr als Arzt in eigener Praxis zu arbeiten. Und selbst wenn die Krankenkassen irgendwann mal umdenken, fehlt es vor allem an Wertschätzung. Ärzte und Pflegekräfte sind keine Selbstverständlichkeit. Jedoch fühlen sich viele Ärzte und Pflegekräfte so. 

Ich habe mittlerweile drei Angestellte um noch mehr Diagnostik anbieten zu können. Ab Januar biete ich auch ADHS Diagnostik für Kinder an und Autismus Diagnostik. Wer nicht mehr warten will auf einen Diagnostiktermin, kann mir gerne eine Mail schreiben.