Liebe macht glücklich und erfreut das Herz. Sie ist aber auch sehr zerbrechlich und dann ein großer Schmerz.
Die Herausforderung, Bindungs- oder Verlustängste zu bewältigen, kann eine erhebliche Belastung für eine Beziehung darstellen, auch wenn sich diese Gefühle nicht immer sofort offenbaren. Bindungsangst und Verlustangst sind eng miteinander verbunden: Wer keine Bindung erlebt hat, kann auch den Verlust nicht fürchten. Häufig finden sich Partner mit verschiedenen Ausprägungen dieser Ängste in einer Beziehung wieder.
Die Angst sich zu binden
Frühe Verlusterfahrungen in der Kindheit oder Jugend können zu einem Gefühl innerer Leere führen, das die Betroffenen dazu veranlasst, keine weiteren Bindungen einzugehen, um weitere Verluste zu vermeiden. Dazu gehören Umzüge mit Verlust von Freundschaften, Trennungen oder Scheidungen der Eltern oder der frühe Tod von wichtigen Bezugspersonen.
Oder ein Mangel an Nähe und Verbundenheit in der Vergangenheit führt dazu, dass die Balance zwischen Nähe und Autonomie gestört ist. Unreife, traumatisierte, überängstliche oder narzisstische Eltern, die nicht in der Lage sind eine liebevolle Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen, beeinflussen die Beziehungsfähigkeit ihrer Kinder somit oftmals ungewollt. Verlustangst und Bindungsangst sind nur einige der Folgen.
Was ist Bindungsangst genau?
Bindungsangst bezieht sich hauptsächlich auf die (oft unbewusste) Angst, sich auf eine feste Beziehung einzulassen. Menschen mit Bindungsangst sehnen sich oft nach Liebe und Nähe, fühlen sich aber unbehaglich, wenn es um emotionale Nähe oder eine feste Bindung geht. Sowohl Männer als auch Frauen können gleichermaßen unter dieser Störung leiden.
Für Partner von Betroffenen mit Bindungsangst entsteht schnell der Verdacht, dass man sich in einer toxischen Beziehung wieder findet, oder der Partner bzw. die Partnerin an einer Borderlinestörung erkrankt ist oder starke narzisstische Züge hat und man selber in die Falle des anderen rein gelaufen ist.
Dabei spricht das Vorliegen von Bindungsangst meistens für ein Bindungstrauma. Eine Persönlichkeitsstörung kann aber nicht ausgeschlossen werden.
Anzeichen für Bindungsangst:
- Plötzliche Gefühlskälte in der Beziehung
- Ambivalenz zwischen Nähe und Distanz
- Angst vor Verbindlichkeit
- Vermeidung konkreter Zukunftspläne
- Flucht in Fernbeziehungen
- Sexueller Rückzug oder häufig wechselnde Partner
- Mangelnder Freundeskreis
- Kontaktscheu
- Übertriebene Erwartungen an den Partner
- Mangelnde Kommunikation und Flucht vor Gesprächen
- Gefühl von Hilflosigkeit
- Eifersucht
- Streitsucht gefolgt von Rückzug
On-Off Beziehungen als Folge von Bindungsangst
Die Partner von Betroffenen spüren oft, wie sich der bindungsängstliche Partner immer weiter entfernt, je mehr sie sich um ihn bemühen. Der Rückzug kann sehr plötzlich und unvermittelt erscheinen, selbst in vermeintlich harmonischen Beziehungen. Lässt der Partner dem Betroffenen den Raum jedoch, passiert es nicht selten, dass der Bindungsängstliche Part sich wieder annähert.
Menschen die unter Bindungsangst leiden, sehnen sich nicht selten nach Verchmelzung, haben aber gleichzeitig auch Angst davor erdrückt zu werden.
Verlustängste dagegen äußern sich oft als übermäßiges Festhalten an Partner, Freunden oder dem Job. Selbst die unbefriedigendste Arbeit kann Angst vor Verlust hervorrufen. Betroffene reagieren oft übertrieben auf kleine Verluste, was sogar zu Depressionen führen kann.
Wie verhalten sich Männer mit Bindungsangst?
Männer mit Bindungsangst neigen in Beziehungen wie auch Frauen gerade am Anfang dazu mit dem anderen Verschmelzen zu wollen. Gerade am Anfang einer Beziehung wenn die Phereomone jedem Verliebten das Gefühl geben, endlich angekommen zu sein, verbringen Männer mit Bindungsangst viel Zeit mit der Auserwählten.
Sobald die Glückshormone sich jedoch verflüchtigen und langsam der Alltag einkehrt, neigen bindungsängstliche Männer dazu sich zurück zu ziehen. Plötzlich ist ihnen Nähe zuviel. Plötzlich suchen Sie häufig nach Abstand. Auch über Gefühle oder Verletzlichkeit sprechen Männer mit Bindungsangst weniger. In der Regel aus Angst vor Ablehnung, denn Schwäche passt nicht zu ihrem Selbstbild vom starken Mann an den Frau sich anlehnen kann.
Wie äußert sich Bindungsangst bei Frauen?
Frauen sehnen sich nach Sicherheit. Diese suchen sie in einer Beziehung. Gibt der Mann ihnen das Gefühl nicht mehr so wie am Anfang, zweifeln sie an entweder an der Verbindung zum Mann, oder an sich selbst. Sie neigen dann dazu zu klammern, oder sich zu unterwerfen, immer mit der Hoffnung, dass das anfängliche Gefühl von großer Verliebtheit wieder Einlass findet.
Je mehr eine Frau klammert, desto mehr zieht sich der Mann zurück. Je mehr sich der Mann zurück zieht, desto größer ist am Ende die Verlustangst einer Frau.
Bindungsangst oder Verlustangst: Ein Teufelskreis
Die Ambivalenz zwischen der Angst, jemanden zu verlieren, und der Überzeugung, verlassen zu werden, führt oft zu einem Teufelskreis aus unterstützenden Reaktionen und bewahrheiteten Befürchtungen.
Diese Ängste können in einem Kontrollzwang münden, der die Beziehung belastet. Betroffene versuchen, die Situation zu kontrollieren, selbst wenn dies oft nicht möglich ist.
Bindungsangst: Traumafolgestörung oder Persönlichkeitsstörung?
In meiner psychotherapeutischen Praxis tendiere ich dazu, Persönlichkeitsstörungen nicht mehr zu diagnostizieren. Eine Persönlichkeit in gut oder schlecht einzusteilen, ist mir persönlich zu sehr in Kategorien gedacht. Ein Mensch ist für mich persönlich ein ganzheitliches individuelles System.
Die Angst sich zu binden oder die Angst jemanden oder etwas zu verlieren, ist für mich also eine logische Reaktion auf eine Belastung. Max Frisch schrieb in seinem bekannten Werk „Homo Faber“, dass eine Krise an und für sich ein produtiver Zustand sei, man ihr lediglich den Beigschmack der Katastrophe nehmen müsse. Dem schließe ich mich gerne an.
Dennoch will ich denen, für die eine Diagnose wichtig ist, ebenfalls eine Hilfe anbieten. Denn ich biete auch Psychologische Diagostik an. Ich habe mich dabei spezialisiert auf die Diagnostik von Traumafolgestörungen, insbesonder die PTBS, die k-PTBS, ADHS und die langanhaltende Trauerstörung. Darüber hinaus können wir auch ein Screening machen zu deinen Persönlichkeitsstilen.
Schematherapie und Yager-Therapie als Mittel der Wahl
In der Schemafokussierten Psychotherapie oder einer Paartherapie können Sie sich diesem Thema annähern und Ihre Bindungsangst – Verlustangst überwinden. Denn nur mit professioneller Unterstützung kann die Ursache gefunden, geklärt und somit auch aufgelöst werden.
In meiner psychotherapeutischen Praxis in Bremen habe ich mich spezialisiert auf die Behandlung von Bindungsangst bzw. Bindungstrauma und damit auf Beziehungs- bzw. Selbstwertregulationsstörungen.
Bei Fragen zur Schematherapie oder auch zur Yager-Therapie, welche bei Bindungsangst oder auch Binungstrauma eingesetzt werden kann, wenden Sie sich gerne vertrauensvoll an mich.