Grenzen in der Psychotherapie

Grenzen in der Psychotherapie: Wenn es nicht mehr weiter geht

 

In so manche Praxis (auch in meine) kommen Patienten mit Traumafolgestörungen, ADHS und Autismusspektrumstörungen, welche die Grenzen in der Psychotherapie schon am eigenen Leib miterlebt haben. Die meisten von ihnen haben schon 2 Jahre oder länger Psychotherapie in Anspruch genommen, sei es Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologisch fundierte Gesprächspsychotherapie. Der Therapieerfolg jedoch lässt bei vielen auf sich warten. Manche meiner Patienten sehen kaum Fortschritte d.h. sie fühlen sich weder spürbar besser, noch nehmen sie nachhaltige Veränderungen in ihrem Erleben wahr.

In diesem Blogbeitrag will ich auf die Grenzen in der Psychotherapie eingehen, die möglichen Gründe und ab wann es sinnvoll sein kann, sich zu überlegen, ob nicht ein anderer oder neuer Ansatz her muss um die Problematik dauerhaft zu verändern.

Was ist Psychotherapie überhaupt?

Eine Psychotherapie ist ein systematischer Behandlungsprozess, der darauf abzielt, körperliche, psychische oder emotionale Gesundheitsprobleme zu lindern oder zu heilen. Eine Therapie, sei es eine Verhaltenstherapie oder eine Gesprächstherapie kann jedoch eine Person nicht grundlegend verändern oder das Problem durch schnelle „Tricks“ oder Ratschläge einfach verschwinden lassen, wie es oft angenommen wird.

Vielmehr ist eine Therapie ein Prozess. Es gibt kein richtig oder falsch. Es gibt nicht die „Therapiemethode“. Jedem hilft etwas anderes. Und die Grenzen in der Psychotherapie sind dementsprechend auch bei jedem Einzelnen individuell zu betrachten. Es gibt jedoch Grenzen in der Therapieform, d.h. ab einem gewissen Zeitpunkt hilft es nicht mehr nur darüber zu reden.

Grenzen in der Psychotherapie vs. Coaching & Beratung

Während im Coaching oder in der Beratung Gegenwartsorientiert (also im Hier und Jetzt) gearbeitet wird und sich an psychisch gesunde und mental stabile Menschen richtet, beginnt eine Psychotherapie in der Regel mit einer fundierten Anamnese, in der biografische Aspekte abgefragt werden. Das heißt, in der Psychotherapie werden insbesondere belastende Ereignisse aus der Kindheit oder aus dem Erwachsenenalter bearbeitet und psychische Störungen behandelt.

Es ist mittlerweile wissenschaftlich bewiesen, dass Coaching bei gewissen psychiatrischen Krankheitsbildern kontraindiziert ist. Insbesondere Menschen mit einer Posttraumatischen-Belastungsstörung z.b. nach sexuellem Missbrauch oder Opfer von Straftaten bedürfen einer tiefergehenden Behandlung, statt einem einfachen Coaching. Und trotzdem gibt es Grenzen in der Psychotherapie, insbesondere in der sogenannten kognitiven Traumatherapie.

Traumasensibles Coaching vs. Traumatherapie

Ein Trauma ansich ist jedoch erstmal keine Störung. Nicht jeder Mensch der etwas traumatisches  erlebt, leidet unter einer Traumafolgestörung. Der Begriff Trauma wird leider wie der Narzissmus-Begriff sehr inflationär verwendet. Insbesondere in der Coachingszene finden diese beiden Begriffe große Beliebtheit. Jedoch muss auch hier gesagt werden, dass Narzissmus per se erstmal keine psychische Störung darstellt.

Trauma heißt auf übersetzt Wunde oder Verletzung. So gesehen ist jede Verwundung oder Verletzung für den Betroffenen erstmal traumatisch. Da manche Menschen jedoch über mehr Resilienz (seelische Widerstandskraft) verfügen, als andere, entwickelt alsdo nicht jeder Mensch automatisch aus einem Trauma heraus eine behandlungsbedürftige psychische Störung. Manchmal entwicklen sich lediglich Muster oder Blockaden, welche dann mit Hilfe eines Coachings behandelt wetden können.

Dennoch gibt es insbesondere bei der Behandlung von Traumafolgestörungen Grenzen in der Psychotherapie, spätestens nämlich dann, wenn es darum geht die körperlichen Empfindungen zu verändern.

Kognitive Verhaltenstherapie

Die Grenzen der kognitiven Verhaltenstherapie

Die Kognitive Verhaltenstherapie ist eine Methode, die darauf abzielt das Denken zu verändern, so dass andere Verhaltensweisen an Tag gelegt werden. Die Grenzen in der Psychotherapiemethode kommen insbesondere in einem Punkt zur Geltung. Das Leiden der Patienten wird nicht gewürdigt. Insbesondere in der klassischen Konditionierung wird in funktional und dysfunktional unterschieden.

Das Leiden eines Patienten sollte jedoch gewürdigt werden, führte dieses Leiden doch dazu, dass erst eine Psychotherapie in Anspruch genommen wurde. Wenn Menschen unter ihren Symptomen leiden, zeugt das von hoher Einsicht, d.h. auch eine Veränderungsmotivation besteht. Für Behandler, welche Psychotherapie anbieten, sind solche Patienten ein Glückstreffer. Denn sie wollen ja etwas verändern.

Kognition vs. Emotion

In der kognitiven Verhaltenstherapie, vor allem in der ersten und zweiten Welle der Psychotherapien wird auf das Gefühlsinnenleben und die gezeigten Emotionen nicht sonderlich eingegangen. Häufig wird nur das gezeigte Verhalten angesprochen, was dann verändert werden soll, obwohl es häufig trifftige Gründe für die dahinter liegenden Motive gibt.

Häufig sind es Emotionen, die entweder zu extremer Überflutung führen und Patienten ohnmächtig fühlen lässt, oder erlernte Emotionsunterdrückung, die zu Verhaltensweisen führen, welche die kognitive Verhaltenstherapie zu ändern versucht. Es wird davon ausgegangen dass einfach nur neues Verhalten erlernt werden muss, um Verhaltensweisen abzubauen, die problematisch erscheinen.

Dass es durch dieses Ansatz auf Dauer zu Grenzen in der Psychotherapie kommt, dürfte klar sein. Denn in erster Linie sind es Emotionen die uns leiten. Und die wenigsten Menschen haben noch Zugang dazu. Das Fühlen wurde so manch einem durch die Erziehung abtrainiert. Dieser Umstand führt dazu, dass Gedanken häufig für Gefühle gehalten werden und einer Trennung von Kognition und Emotion kaum noch stattfindet.

Die Grenzen der Gesprächspsychotherapie

Die Tiefenpsycholgische Gesprächspsychotherapie basiert weitgehend auf der psychoanalytischen Praxis. Diese Therapieform geht davon aus, dass die Erkrankung auf einem unbewussten inneren Konflikt beruht, der durch belastende Erfahrungen oder Erlebnisse in der individuellen Lebensgeschichte, insbesondere in der Kindheit, entstanden ist. Ziel dieser Psychotherapie ist es, diesen Konflikt ins Bewusstsein zu bringen.

Erst wenn uns der Konflikt bewusst wird, kann dieser verändert werden. Hierbei wird zumindest auch auf der Gefühlsebene gearbeitet, d.h. die Patienten werden dabei begleitet ihre Gedanken und Gefühle in Einklang zu bringen um anschließend eine Realität zu gestalten, die annehmbarer erscheint.

Bewusstsein vs. Unterbewusstsein

Der Klientenzentrierte Ansatz nach Carl Rogers fließt in fast jede Therapieform rein. Zumindest wird empathisches Zuhören angewendet. Der Ansatz der stetigen Selbstaktualisierung führt zu einer Annahme der eigenen Gefühls- und Gedankenwelt und führt langfristig auch zur Entwicklung neuer neuronaler Verknüpfungen.

Jedoch hat die reine Gesprächstherapie auch den Nachteil, dass Gespräche zwar erleichtern und auch zu neuen Ansichten führen, ggf. sogar ein Haltungswechsel vorgenommen wird, jedoch wie auch bei der Verhaltenstherapie ein wichtiger Teil des Menschen vergessen wird: Der Körper.

Körperpsychotherapie: Den Körper mit einbeziehen

Die Grenzen in der Psychotherapie umgehen: Den Körper mitnehmen

Die Traumaforschung hat herausgefunden, dass unterdrückte Emotionen und unbewusste Konflikte auch im Körper gespeichert werden. Das heißt, wenn wir die Grenzen in der Psychotherapie umgehen möchten, brauchen wir Ansätze, die den Körper mit einbeziehen, d.h. den Rücken, die Schulter, die Hüfte, das Becken, die Füße, die Hände und die Faszien. Unterdrückte Emotionen und unbewusste Konflikte führen zu psychosomatischen und körperlichen Begleiterscheinungen.

Kognitive Ansätze aus der Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologisch fundierte Gesprächstherapieansätze verändern das Denken und möglicherweise auch das Fühlen. Sie machen einem bewusst, wo der Hase im Pfeffer begraben liegt. Jedoch vernachlässigen diese Therapieformen gerne die Atmung, das körperliche Gleichgewicht und die Bewegung. Woran erkennt der Verhaltenstherapeut die körperliche Erregung?

Selbstregulation und Beziehungsgestaltung in der Psychotherapie

Die Grenzen in der Psychotherapie beinhalten mit Sicherheit die therapeutische Beziehungsgestaltung, vor allem dürfen Therapeuten keine Geschenke annehmen und keine sexuellen Beziehungen mit ihren Patienten eingehen, zumindest nicht wenn ein Abhängigkeitsverhältnis besteht. Und das zu Zeiten in denen mittlerweile bekannt ist, dass sowohl Siegmund Freud oder Carl Gustav Jung dem nicht abgeneigt waren.

Es gibt also die Abstinenzregel. Natürlich können sich auf beiden Seiten Gefühle füreinander entwickeln. Mutige Psychotherapeuten wissen das in die Therapie mit einzubeziehen. Auch ich war im Alter von 19 Jahren, einst in meine Psychologin verliebt. Wir sind nicht zusammen gekommen, aber wir haben trotzdem miteinander gearbeitet. Und sie hat meinen Körpoer mit einbezogen und mir Übungen gezeigt, wie es mir gelingt mich und meine Emotionen selbst zu regulieren.

Meine Ansätze um die Grenzen in der Psychotherapie zu umgehen

In meiner Praxis arbeite ich bewusst bindungsorientiert, auf Augenhöhe und Empathie, wie auch Sympathiebasis. Ich habe keine ellenlange Warteliste. Ich behandel meine Patienten nach Dringlichkeit und nach Sympathie. Wichtig ist mir, dass sich beide Seiten geborgen fühlen. Als Therapeut habe ich zwar gelernt mich innerhalb meiner Rolle abzugrenzen, jedoch brauche auch ich ein positives Gefühl und den Eindruck, dass ich meine Patienten hilfreich begleiten kann. 

Deswegen arbeite ich vorrangig mit Methoden aus der Schematherapie, der Körpertherapie, der Traumatherapie (EMDR, Kinesiologie, TZE, NARM) und mit dem angewandten Kommunikationstraining nach Thomas Gordon

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