Trigger TV und Medien

Trigger im Traumatherapeutischen Kontext

 

Das Wort „Trigger“ taucht nicht erst seit gestern zunehmend häufiger auf. Auf Plattformen wie Youtube, Amazon und in Radiobeiträgen werden schon seit längerem Trigger-Warnungen ausgesprochen, und viele Menschen verwenden gerne den Ausdruck, dass etwas sie „triggert“. Dabei wird derselbe Begriff in sehr unterschiedlichen Kontexten verwendet. Eine Warnung zum Beispiel signalisiert, dass in einem Film oder Beitrag Themen behandelt werden, wie zum Beispiel Gewalt, Missbrauch oder sexuelle Übergriffe, die bei Personen, die ähnliches erlebt haben, Erinnerungen an ihre eigenen schrecklichen Erfahrungen hervorrufen können.

In der Alltagssprache wird der Begriff jedoch oft fachlich falsch und inflationär verwendet. Hier geben Menschen auch gerne an, dass sie „getriggert“ sind, wenn sie meinen, dass etwas sie besonders anspricht, positive Gefühle hervorruft oder eine Resonanz in ihnen auslöst. Ein Grund mehr mich mit dem Begriff  im trauma-therapeutischen Kontext auseinander zu setzen.

Was ist ein Trigger bei Menschen?

In der Psychologie wird ein Trigger als eine Art Schlüsselreiz beschrieben, mit dem z.b. ein Flashback ausgelöst werden kann. Ein Flashback wird auch als Nachhallerinnerungen bezeichet, also als Echo eines Erlebnisses. Wenn jemand also getriggert ist, dann wurde bei einer Person etwas wieder hervorgeholt.

Die betroffene Person hat dabei ein durch den Trigger ausgelöstes plötzliches, intensives Wiedererleben eines vergangenen Erlebnisses oder früherer Gefühlszustände. Das Wiedererleben einer sich aufdrängenden Erinnerung kann so stark sein, dass der Betroffene das Gefühl hat, dass das Ereignis jetzt gerade passiert.  Zum Beispiel ein Soldat der im Krieg war und getriggert wird, glaubt demnach immer noch im Krieg zu sein.

Wann sind wir getriggert?

Getriggert sind wir meistens dann, wenn ein Wort, eine Phrase aber auch ein Geräusch oder ein Geruch starke Emotionen bei uns auslöst. Manch einem Koch gelingt es hin und wieder sogar bei uns positive Kindeitserinnerungen auszulösen, wenn sein Gericht unseren Geschmack trifft und an fast vergessene Tage erinnert.

In der Regel aber sprechen wir vom „getriggert“ sein im traumatherapeutischen Kontext. Nämlich immer dann, wenn jemand bewusst oder unbewusst an etwas erinnert wird, was für ihn belastend war. Oft reichen dafür nur kleine Auslösemomente. Und dann befindet man sich dann einem Zustand, der an das Ursprungstrauma oder die frühste Verletzung in der Kindheit erinnert.

Was bedeutet es getriggert zu sein? Was passiert währenddessen?

Wenn ein Reiz bei uns etwas auslöst, dann erleben wir eine sogenannte Intrusion. Als Intrusion wird der Vorgang des Wiedererinnerns und Wiedererleben bezeichnet. Dieser Vorgang gillt auch als Symptom der Posttraumatischen Belastungsstörung.

Intrusionen kommen jedoch auch bei Zwangsstörungen vor und vereinzelt bei Persönlichkeitsstörungen, wobei diese nicht mehr diagnostiziert werden sollen, denn wie man heraus gefunden hat, verändert sich eine Persönlichkeit oft dadurch, dass sie traumatisiert wird.

Getriggert durch das Smartphone

Wenn das Traumabewusstsein fehlt

Wenn eine Person ihr eigenes Trauma noch nicht verarbeitet hat, bemerkt sie oft nicht einmal, dass sie getriggert wurde. Sie kann sich jedoch emotional stark aufgewühlt fühlen, möglicherweise über längere Zeit Schwierigkeiten haben, sich zu beruhigen, schlecht schlafen oder auf eine Weise dissoziieren, ohne genau zu verstehen, was mit ihr passiert. In diesem Falle spricht man auch von einer Retraumatisierung.

Anstatt den spezifischen Auslöser oder die Situation als Trigger zu erkennen, neigen Menschen mit geringem Bewusstsein für ihre Traumata dazu, ihre gesamte Erfahrung dem auslösenden Trigger zuzuschreiben, ohne zu erkennen, dass die Gefühle zwar durch den Trigger ausgelöst wurden, aber größtenteils mit einem früheren, emotional belastenden Erlebnis in Verbindung stehen.

Viele Betroffene suchen dann häufig im Außen nach einem „Schuldigen“ für ihre schlechten Gefühle, statt zu erkennen, dass das Außen nur ein Spiegel ist, für unverarbeitete Themen.

Wie uns selbst die Nachrichten retraumatisieren

Berichte über Unfälle, Straftaten oder Unruhen in Fernost lösen nicht selten bei Traumatisierten Menschen ein erneutes Trauma aus. Ich hatte mal einen Patienten mit anfänglicher Demenz. Damals arbeitete ich noch in einem geriatrischen Krankenhaus. Dieser hat im Fernsehen einen Bericht gesehen über den Krieg in Afghanistan. Er dachte sein Sohn, der bei der Bundeswehr seinen Wehrdienst absolvierte, sei im Krieg. Wenig später klopfte die Feuerwehr an unser Stationszimmer. Besagter Patient hatte sie gerufen.

Selbst die Darstellung von nackter Haut, Liebesszenen oder Erotik in einem Film kann starke Erinnerungen und Emotionen an ein traumatisches Ereignis auslösen, selbst wenn die Person zuvor nicht bewusst daran gedacht hat. Insbesondere Opfer von sexueller Gewalt reagieren häufig empfindlich darauf.

Es gibt Betroffene von Vergewaltigungen, die ein Problem mit körperlicher Nähe haben und häufig nicht angefasst werden wollen. Für uns Therapeuten ein Hinweis dann mit Bedacht vorzugehen.

Effektiv mit Triggern umgehen

Wenn wir getriggert sind, ist es schwer eine gute Lösung zu finden, da der Zustand in dem wir uns befinden, gewürdigt werden will. Sofern wir jedoch den Zustand, bzw. die Emotion, welcher der Trigger ausgelöst hat, versuchen zu vermeiden oder gar zu unterdrücken, wird der Auslöser uns noch eine Weile begleiten. Gefühle wollen gefühlt werden, damit sie heilen können.

Es ist also wichtig sich selbst den Raum zu geben, wenn man getriggert ist. Es ist wichtig für sich selbst eine gute Lösung zu finden. Möglicherweise ist es eine gute Idee, sich über seine Trigger-Themen bewusst zu werden, damit ein flexibler Umgang damit möglich ist.

Trigger mit Traumatherapie regulieren

Als Heilpraktiker für Psychotherapie habe ich mich in meiner Praxis auf Trauma- sowie Traumafolgestörungen spezialisiert. Mir ist bewusst wie wichtig es ist, einigermaßen triggerfrei und damit emotional selbstreguliert durchs Leben zu gehen. Das ist gut für unser Sicherheitsempfinden in Beziehungen, aber auch gut für unsere Partner in Beziehungen.

Denn immerzu getriggert auf Alles und Jeden zu reagieren, hält nicht jede Beziehung aus. Ein Grund also bei Beziehungsproblemen ggf. an eine Traumatherapie zu denken, bei der mögliche Trigger bearbeitet werden.

Bei Fragen zu meiner Arbeit, schreiben Sie mich gerne an.

 

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